DAS AUER BRÄU
Das Auer Bräu – einst Brauerei,
heute Kultobjekt – ein Stück Regensburger Geschichte
LEGENDE
Eine große Federzeichnung der Stadt Regensburg aus dem Jahr 1610 von Hans Georg Bahre (Städt. Museum) ist die älteste bildliche Darstellung, auf der bereits das Anwesen an der „Regenpruckhen“ zu erkennen ist. Wahrscheinlich geht die Grundsteinlegung aber bis ins Mittelalter oder weit vorher zurück. Dies lässt der zu jener Zeit verwendete Mörtel vermuten. Er hält die Bruchsteine der bis zu 80 cm dicken Mauern zusammen. Heute steht an der für die Römer strategisch wichtigen „Via lapidea“ (Steinweg), der früheren Ein- und Ausfallstraße zu Böhmen, nur noch das Hauptgebäude mit ehemaligem Kontor. Im Laufe der Jahrhunderte wechselten die Besitzverhältnisse mehrmals sehr schnell, was Kriegen, Krankheiten und Seuchen oder unvorstellbaren Schicksalsschlägen geschuldet war.
Am 15. April 1896 erstand Wilhelm Auer aus Straubing für 152 Tausend Mark das Bräu und verlieh ihm seinen Namen.
LUDWIG WEIGERT
Ludwig Weigert (geb. 18.10.1845 gest. 15.03.1891) war Brauereibesitzer von 1879 - 1891.
Seine Frau Eva Scheid, die nur wenige Monate nach ihrem Ehemann starb, brachte nicht weniger als 14 Kinder zur Welt, von denen nur sechs das erste Jahr überlebten! Zwischen 1864 und 1878 starben acht der Neugeborenen!
Sohn Xaver (1863 - 1902) trat als Brauer in die Fußstapfen seines Vaters, verprasste aber Geld-, Grund- und Hausbesitz binnen zwei Jahren.
1893 kam alles unter den Hammer.
Der Sohn starb mit nur 39 Jahren.
HOCHWASSERTAFEL
Bei Renovierungsarbeiten 2020 wurde ein zugemauerter Torbogen unter der 60 cm dicken Bruchsteinmauer entdeckt. Der Blick mit der Kamera in den Hohlraum hinter den Ziegeln brachte Fragmente einer Hochwassertafel (unten) aus dem Jahr 1729 zum Vorschein, die nach Entnahme eines Ziegelsteins herausgeholt werden konnten.
Wo die Tafel angebracht war und warum nur ein Teil dort verscharrt wurde, bleibt ein Rätsel. Damals gab es ein „großes Wasser“. Eisstau verursachte an den Brückenpfeilern einen natürlichen Damm, der Regenfluss trat über die Ufer. Die Katastrophe erreichte am „8. Tag“ ihren Höhepunkt, als die „Regenbuck“ dem Druck nicht mehr standhielt und teilweise weggerissen wurde.
Hans Georg Bacher, 1610 (Stadtansichten Nr. 20)
Ludwig Weigert, Brauereibesitzer (1879-1891)
Regenbrücke zwischen Reinhausen und Steinweg mit dem heutigen Auer Bräu
HISTORIE
Am 15. April 1896 erwarb Wilhelm Auer, 35 Jahre jung, Brauerei und Wirtshaus am Regen. Er war der 20. namentlich aufgeführte Besitzer seit der erstmaligen Erwähnung des Anwesens um das Jahr 1600! Wilhelm Auer, am 07. Februar 1872 in Straubing geboren, galt als unternehmungslustig und investitionsfreudig. Bis 1939 steigerte er den Bierausstoß von knapp Zweitausend Hektoliter bei der Übernahme um das Fünffache! Er modernisierte das Unternehmen mit neuen Maschinen und ersten Fahrzeugen für den Vertrieb und kaufte umliegende Wirtshäuser und Ländereien. Im Jahr 1904 sorgte er beim Regensburger Bierkrieg für Aufsehen, als er die allgemeine Bierpreiserhöhung von 22 auf 24 Pfennige für den Liter ignorierte. Ganz Regensburg trank damals Auer-Bier. Knapp zwanzig Jahre später, die Zeit der Inflation, kostete eine Maß Bier 42 Milliarden Papiermark.
Zusammen mit seiner Frau Barbara, die er am 19. Mai 1896 heiratete und deren Kochkünste hoch geschätzt waren, lenkte Wilhelm Auer das Unternehmen mit starker Hand, viel Fleiß, Geschick und Weitsicht durch ein halbes Jahrhundert und machte die Brauerei Auer zu einem überregionalen Begriff. Gezeichnet von harter Arbeit und den Auswirkungen von zwei Weltkriegen starb Wilhelm Auer kurz nach Kriegsende am 04. Juni 1945.
SCHICKSALE
Jakob Hermann (geb. 11.12.1796) führte die Brauerei fast vier Dekaden bis zu seinem Tod 1862. Seine Frau Theresia folgte ihm noch im gleichen Jahr ins Grab. Zwei ihrer fünf gemeinsamen Kinder starben noch zu Lebzeiten der Eltern, die jüngste Tochter Anna mit sechs Jahren kurz nach dem Tod von Vater und Mutter. Sohn Alois musste das Anwesen und die Ländereien mit 19 übernehmen. Er heiratete Maria Schweiger, die ihm sogleich eine Tochter schenkte. Mutter und Kind aber überlebten die Geburt nur wenige Tage.
Seine zweite Frau Katharina Mayer, 22 Jahre jung, brachte 1864 einen Stammhalter zur Welt. Als der Vater im darauffolgenden Jahr eines nachts von einem Ausritt zu Pferd nach Hause kam – das große Eingangstor war bereits geschlossen – scheute das Pferd, rannte durch das kleine noch offenstehende Türchen und warf seinen Reiter rückwärts ab. Alois Hermann erlag am 20.06.1865 seinen Verletzungen. Seine Frau und Söhnchen Alois gingen zwei Wochen später in den Tod!
BESITZVERHÄLTNISSE
um 1600 – Hainl, Hans
um 1650 – Riß, Wolff (Vater)
bis 1656 – Riß, Hans (Sohn)
bis 1702 – Riß, Gregor (Enkel)
bis 1713 – Tieffenbacher, Johann Georg
bis 1722 – Koller, Johann Leonhardt
bis 1725 – Daß, Michael
bis 1731 – Tieffenbacher, Johann Ignatius
bis 1739 – Köglmayer, Georg Gregor
bis 1800 – keine Besitzaufzeichnungen
bis 1824 – Geißler, Georg
Geißler, Sebastian (Sohn)
bis 1862 – Hermann, Jakob
bis 1865 – Hermann, Alois (Sohn)
bis 1878 – Fahrübel, Joseph
bis 1879 – Fahrübel, Franziska
bis 1891 – Weigert, Ludwig
bis 1893 – Weigert, Xaver (Sohn)
bis 1895 – Ernst (Vorname unbekannt)
bis 1896 – Amann, Johann
1896-1945 – Auer, Wilhelm
Bis 1976 – verw. Melzl, Betty
(geb. Auer, Tochter)
verh. Berchtenbreiter
1989-1995 – KIAB-Gaststätten GmbH
1995 – Hans und Sofie Kneitinger Stiftung
Pächter seit 1993:
Karl-Heinz u. Gabriele Mierswa